Im Filmbereich stoßen wir hin und wieder auf Werke, die erstaunlich aus dem Rahmen fallen und die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich ziehen. „Cortex“, ein Film aus dem Jahr 2020, unter der Regie und nach dem Drehbuch von Moritz Bleibtreu, stellt genau solch ein außergewöhnliches Projekt dar. Mit seinem Erstlingswerk in der Doppelrolle als Regisseur und Autor demonstriert Bleibtreu eindrucksvoll, dass Vorbehalte gegenüber Schauspielern, die sich an der Regie versuchen, oft voreilig sind. „Cortex“ dient als eindrucksvoller Beleg für Bleibtreus Finesse im Filmemachen und seine Gabe, komplexe Erzählungen mit visuellem Nachdruck zu inszenieren.
Eine Reise in die Abgründe der Träume
Im Zentrum des Psychothrillers steht das allseits faszinierende und im Genre des Horrors sowie Thrillers oft bemühte Thema der Träume. Bleibtreu nimmt uns mit auf eine düstere Reise in das Leben von Hagen, einem Sicherheitsmann, dessen Existenz von lebhaften Albträumen heimgesucht wird. Diese Träume lassen ihn an der Grenze zwischen Schlaf und Wachsein balancieren, eine Qual, die tagsüber in eine zehrende Müdigkeit und Kraftlosigkeit mündet. Trotz der Besorgnis seiner Ehefrau Karoline, gespielt von Nadja Uhl, weigert sich Hagen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, ein Entschluss, der die Spirale des Unheils nur weiter antreibt.
Inspiriert von Meistern, doch eindeutig eigenständig
Es ist nicht zu übersehen, dass Bleibtreu sich für „Cortex“ von einer Reihe renommierter Filme und Regisseure inspirieren ließ. Erinnerungen an David Lynchs „Lost Highway“ oder Christopher Nolans „Inception“ sind unvermeidbar, doch „Cortex“ steht auf eigenen Beinen. Die Geschichte, die zwischen Traum und Wachsein wechselt, stellt Fragen über Identität, Realität und Unbewusstes. Die Verbindung zwischen Hagen und dem jungen Kleinkriminellen Niko, gespielt von Jannis Niewöhner, sowie die Natur von Karolines Affäre sind nur einige der Rätsel, die den Zuschauer bis zum Ende in Atem halten.
Visuelle und akustische Meisterleistung
Bleibtreus filmische Sprache in „Cortex“ ist bemerkenswert. Die oft kühlen, bläulichen Töne, die Spielereien mit Schärfe und Unschärfe sowie die ausgeklügelte Verwendung von Musik und Ton schaffen eine Atmosphäre, die das zentrale Thema des Traumes perfekt widerspiegelt. Hamburg, die Kulisse des Films, hat selten so mystisch und unheilvoll gewirkt, ein Beweis für Bleibtreus Talent, Stimmungen visuell eindrucksvoll einzufangen.
Fazit: Ein lohnendes Kinoerlebnis
„Cortex“ ist mehr als nur ein Regiedebüt. Es ist ein beweisendes Statement, dass Moritz Bleibtreu ein ernstzunehmender Kreativschaffender in der Welt des Films ist. Der Film fordert heraus, verwirrt und fasziniert. Es ist ein Werk, das nicht nur einmal gesehen werden will. Mit jeder Sichtung mag sich ein neues Puzzlestück des Rätsels offenbaren, eine neue Interpretation der Traumwelten, die Bleibtreu so geschickt auf die Leinwand gebracht hat. „Cortex“ ist ein Muss für Liebhaber des Genres und ein Beweis dafür, dass das deutsche Kino in der Lage ist, tiefsinnige, visuell beeindruckende und psychologisch komplexe Werke zu schaffen.